AD 1508
Der Künstler kopierte Dürers 1508 als Teil der Kupferstichpassion entstandene „Gefangennahme Christi“ von der Gegenseite. Trotz der Seitenverkehrung ist die Orientierung an der Vorlage deutlich erkennbar.
Auch hier steht der Judaskuss im Mittelpunkt, wobei er von verschiedenen Nebenereignissen umgeben ist. So stürmen bereits zahlreiche Soldaten mit Fackeln und Stichwaffen herbei, von denen einer bedeutungsschwanger eine Schlinge über das Haupt Christi hält. Zudem ist im Vordergrund die Malchusepisode und im Hintergrund ein vor einem Schergen fliehender Jünger gezeigt.
Zwar verweisen Dürers Monogramm und Datierung unten mittig auf den geistigen Schöpfer der Bildidee, doch fehlen Hinweise auf den Kopisten und die Entstehungszeit des Kupferstichs. Joseph Heller erwähnt 1827, dass die Platte Ende des 18. Jahrhunderts in der Sammlung des Wieners Franz Ratakowsky gewesen und später in Besitz des Bamberger Antiquars Paul Bundle gekommen sei (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 388). Da die Druckform bis ins 19. Jahrhundert häufig abgezogen wurde, sind zahlreiche, auch schwache und retuschierte Exemplare in Umlauf.