1494 Ad.
1494 zeichnete Dürer eine Kopie nach Andrea Mantegnas bereits über 20 Jahre zuvor entstandenem Tiefdruck, der ein "Bacchanal mit Silen" zum Thema hat.
Hinterfangen von Weinreben hat sich eine Gruppe von vollständig nackten und kaum bekleideten Trunkenen zusammengefunden, die sich auf den Rücken tragen und zu den Flötenklängen der beiden Musizierenden am rechten Blattrand wiegen. Im Zentrum des Stiches steht die Krönung des Bacchus durch einen Silen.
Der Bamberger Sammler Joseph Heller führte die Zeichnung in seiner ab 1827 erschienenen Monographie in die Dürerforschung ein und erwähnte Mantegnas Vorlage bereits (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 104, Nr. 40). Der österreichische Kunsthistoriker Joseph Meder konnte später sogar nachweisen, dass Dürer ein Exemplar des Druckes durchpauste (vgl. Meder 1912, S. 211). Format und Konturlinien sind identisch, doch verfeinerte Dürer die Binnenzeichnung. Die verwendeten Tinten wurden zur Klärung des Zeichnungsprozesses in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt untersucht (vgl. Tintenprojekt 2011-2012). Insgesamt wird die Federzeichnung mit der ersten Italienreise des Künstlers in Zusammenhang gebracht.
Die Figur des nackten Dicken assozierten Forschende mit der Männerfigur aus Dürers um 1496 entstandenen Kupferstich "Der Koch und sein Weib".
S. 2, Nr. 454
S. 10, Nr. 33
S. 130, Kat-Nr. 9
S. 222, 1494/12
S. 54, Nr. 13