Die Federzeichnung, die bereits vor 1827 für die Sammlungen des Louvre-Museums angekauft wurde, zeigt einen weiblichen Akt in Rückenansicht. Die Frau steht im Kontrapost. Ihre rechte Hand stützt sie auf einen Stab, der sie um eine Kopfhöhe überragt. Als verbindendes Element drapierte der Künstler ein Tuch, das - über ihre linke Schulter gelegt - bis zur abgestützten Hand reicht. Obwohl die unten links aufgebrachte Jahreszahl "1495" und das Monogramm Dürers wohl nicht als eigenhändig zu betrachten sind, wird das Jahr um seine erste Italienreise als Entstehungsjahr anerkannt. Die Konturen der Figur pauste Dürer auf die Rückseite durch und verwendete sie für eine Aktstudie in Frontalansicht (Paris, Musée du Louvre. Département des arts graphiques, 19058, Verso). Recto und verso sind in verschiedenen Werkverzeichnissen unter jeweils eigener Nummer geführt. Die dargestellte Körperhaltung wird als vorbereitend für die allegorische Figur in seinem um 1495/ 1496 gefertigten Kupferstich "Fortuna (Das kleine Glück)" besprochen.
Simon Meller, der die Zeichnung 1925 in die Dürer-Forschung einführte, vermutete, dass sie aus dem Zeichenbuch von Peter Vischer dem Jüngeren stamme, da das Konvolut, bei dem er sie seinerzeit auffand, dies nahelegte (vgl. Meller 1925, S. 202). Später wurden zwei namensgleiche Personen als mögliche Provenienz besprochen, nämlich die in Basel wirkenden Sammler Peter Vischer-Sarazin und Peter Vischer-Passavant (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2019, S. 453, Kat.-Nr. 82). Die von Lisa Oehler 1973 geäußerte Zuschreibung an Hans Leonhard Schäufelein (vgl. Oehler 1973, S. 51) fand keinen Anklang.
S. 12, Nr. 624
S. 118, Nr. 1178
S. 231, Nr. 455
S. 51
S. 280, 1495/10