Einem Aufruf des Albrecht-Dürer-Hauses folgend, sendeten Tattoo Artists und tätowierte Personen aus der ganzen Welt ihre von Dürer inspirierten Werke nach Nürnberg. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl dieser Zuschriften und stellt dabei das Tattoo als darstellendes Medium sowie das Tätowieren als Praxis der künstlerischen Adaption in den Vordergrund. Das Ausstellungsprojekt ist mit seinem besonderen Zuschnitt bisher singulär: mit Dürer bildet ein einzelner Künstler den Ausgangspunkt der Schau, die die Wirkmacht seiner vor rund 500 Jahren entstandenen Motive bis in die Kultur der Gegenwart visualisiert.
Der Frage nach dem Einfluss des Altmeisters auf die zeitgenössische Tätowierkunst mit ihren verschiedenen Facetten geht Anna Lisa Schwartz in einem Aufsatz nach, der in der Begleitpublikation der Ausstellung erschien. Dabei spürt sie der Geschichte der Tätowierung nach druckgraphischen Vorlagen nach. Schwartz untersucht, inwiefern die charakteristischen Druck- und Linienbilder von Kupferstich und Holzschnitt die Tattoo Artists in ihrem Schaffen beeinflussen und zur Herausbildung verschiedener Tätowierstile beitragen – aber auch, welche Faktoren den Arbeitsprozess des Tätowierens und die Übersetzung eines druckgraphischen Motivs ins Medium Tattoo bedingen (vgl. Schwartz 2024).
Dem zweisprachigen Ausstellungsband ist zudem ein Glossar vorangestellt, dass spezifische Begriffe wie "engraving style" und "woodcut tattoo" definiert.
[Susanna Szikal, 22.04.2024]