Neueinrichtung des Albrecht-Dürer-Hauses ab 1879
Das sogenannte Leuchterweibchen entstand im Rahmen der Neueinrichtung des Albrecht-Dürer-Hauses ab 1879. Für die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung als neuen Mieter des ehemaligen Künstlerhauses entwarf Friedrich Wilhelm Wanderer ein Einrichtungskonzept, das den Anschein authentischer Wohnräume Dürers erzeugen sollte. Motive aus den Werken des Künstlers dienten ihm wiederholt als Vorlage: den Geweihleuchter mit der barbusigem Meerfrau und dem Wappen Willibald Pirckheimers ließ er nach einer 1513 entstandenen Zeichnung anfertigen, die sich in Wien (Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK_5127, vgl. Winkler III, S. 107, Nr. 709) erhalten hat. Die Schnitzarbeit hierfür erledigte Georg Leistner. Über das Voranschreiten des Projekts informierte Wanderer am 28. August 1880 Georg Kress von Kressenstein in einem Brief: "Das Meerweibchen ist vom Bildhauer seit einigen Wochen fertig, es ist recht charakteristisch geworden, gegenwärtig ist‘s beim Vergolden." (Stadtarchiv Nürnberg, E6/438 II, Nr. 12). Die Jahresabrechnung der Stiftung von 1880 verzeichnet schließlich 3,20 Mark für das vorbereitende Modell und 253 Mark "für Arbeiten für den Sirenenleuchter" (vgl. ebd.).
Zunächst hatte Wanderer den Lüster wohl für die Einrichtung der sogenannten vorderen Stube vorgesehen (vgl. Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V., Gr.A. 09075-1). Seinen Platz fand er schließlich in der angrenzenden hinteren Stube, wie Fotografien aus den 1880er Jahren zeigen (vgl. auch Altinventar der Stiftung, Stadtarchiv Nürnberg, E6/438 II, Nr. 91, S. 40). Bei den erneuten Umgestaltungen im Vorfeld des Dürerjahrs 1928 wurden der Leuchter sowie zahlreiche weitere, von Wanderer angeschaffte Gegenstände aus dem Haus entfernt zugunsten einer eher nüchternen Inneneinrichtung (vgl. Bauer/ Höhn 1929, ab S. 14). Hierzu gehörten auch ein Lüster mit Amor und einer mit Drachen. Der Verbleib der drei nie inventarisierten Geweihleuchter ist seitdem unbekannt (vgl. Mende 1991b, S. 41).