Neueinrichtung des Albrecht-Dürer-Hauses ab 1879
Der sogenannte Drachenleuchter entstand im Rahmen der Neueinrichtung des Albrecht-Dürer-Hauses ab 1879. Für die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung als neuen Mieter des ehemaligen Künstlerhauses entwarf Friedrich Wilhelm Wanderer ein Einrichtungskonzept, das den Anschein authentischer Wohnräume Dürers erzeugen sollte. Motive aus den Werken des Künstlers dienten ihm wiederholt als Vorlage: den Geweihleuchter mit dem dreiköpfigen Drachen ließ er nach einer Zeichnung Dürers anfertigen, die sich in Konstanz (Sammlungen der Städtischen Wessenberg Galerie, Inv.-Nr. 35/92, vgl. Winkler III, S. 106, Nr. 708) erhalten hat. Als Verweis auf den früheren Hausherren ergänzte Wanderer dessen Wappenschild, welches das Untier in seinen Klauen umgriffen hält. Aufgehängt wurde der Leuchter mittig in der Tenne, der Eingangshalle des Hauses und damit direkt im Blickfeld eintretender Besucher (vgl. Altinventar der Stiftung, Stadtarchiv Nürnberg, E6/438 II, Nr. 91, S. 1). Welcher Bildschnitzer den Auftrag erhielt, ist nicht zu ermitteln - womöglich handelte es sich um Georg Leistner, der ein Leuchterweibchen sowie einen Lüster mit Amor für die beiden Stuben im ersten Stockwerk geliefert hat. Bei den erneuten Umgestaltungen im Vorfeld des Dürerjahrs 1928 wurden "das plump, neugeschnitzte Drachenungetüm" sowie zahlreiche weitere, von Wanderer angeschaffte Gegenstände aus dem Haus entfernt zugunsten einer eher nüchternen Inneneinrichtung (vgl. Bauer/ Höhn 1929, S. 13). Der Verbleib des nie inventarisierten Leuchters ist seitdem unbekannt (vgl. Mende 1991b, S. 41).
Das extra für das Dürer-Haus angefertigte Objekt reiht sich ein in eine Reihe von Drachenleuchtern, die nach Dürers Zeichnung entstanden sind: beginnend bei dem von Veit Stoß geschnitzten Stück für die Regimentsstube des Nürnberger Rathauses (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, HG68) bis hin zu dem aktuell im Museum Albrecht-Dürer-Haus hängenden Leuchter von Michael Bauer (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung, Pl 1081).