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Die Federzeichnung "Jüngling mit Waage und Stab" ist seit dem 18. Jahrhundert in der Eremitage St. Petersburg. Erst im 20. Jahrhundert fand sie Eingang in die Forschungsliteratur zu Dürer. Sie wird gemeinhin als vorbereitend für den um 1499 entstandenen Kupferstich "Die Sonne der Gerechtigkeit (Sol Justitiae)" verstanden.
Wie im Tiefdruck zeigt der Künstler einen Jüngling, der in ein ausladendes Gewand gehüllt ist. Mit überkreuzten Beinen sitzt er allerdings nicht auf einem Löwen, sondern auf einer mit Sitzkissen versehenen Bank. Zwar tariert er mit einer Hand eine Waage, doch hält er in der anderen kein Schwert empor, sondern stützt sich auf einen Stab.
Über die Datierung zwischen 1496/ 1498 herrscht Einigkeit (vgl. Strauss 1974 I, S. 448, 1498/3).
S. 15, Nr. 645