Die Federzeichnung "Benedikt als Gast bei seiner Schwester" wird als Teil eines mehrteiligen Zyklus' besprochen, der Szenen aus dem Leben des Heiligen Benedikt wiedergibt. Die Blätter des Benediktzyklus wurden seit dem 19. Jahrhundert zunächst als Vorbereitungen für Holzschnitte besprochen, doch dann als Scheibenrisse erkannt (vgl. hierzu Scholz 2010, S. 257). Auftraggeber war wohl Johann Radenecker, der Abt von St. Egidien in Nürnberg, wo im 17. Jahrhundert nachweislich noch 23 Scheiben erhalten waren (vgl. ALBERTINA online).
Der Künstler zeigt Benedikt zu Besuch bei seiner Schwester, der Nonne Scholastika. Sie sitzen noch an der Tafel, während am Himmel bereits das Gewitter aufzieht, für das Scholastika betet, damit Benedikt über Nacht bleibt (vgl. hierzu Lippmann/ Winkler 1927 VI, S. 21, Nr. 695). Unten rechts ist die Aussparung für ein Wappen.
Wie die übrigen zum Benediktzyklus gerechneten Blätter hat auch dieses eine bewegte Forschungsgeschichte. Über Jahrzehnte ordneten Forschende das Blatt in den Umkreis oder die Werkstatt Dürers, nannten zahlreiche Namen seiner Nürnberger Zeitgenossen und Mitarbeiter als Zeichner. Das British Museum führt das Blatt als Hans Leonhard Schäufelein zugeschrieben.
S. 21, Nr. 695
S. 84, Nr. 793
S. 2950, XW.201
S. 66, Nr. 141
Abb. 6