Die Federzeichnung "Der heilige Benedikt heilt einen Mönch, der vom Teufel beim Kirchbau getötet wurde" wird als Teil eines mehrteiligen Zyklus' besprochen, der Szenen aus dem Leben des Heiligen Benedikt wiedergibt. Die Blätter des Benediktzyklus wurden seit dem 19. Jahrhundert zunächst als Vorbereitungen für Holzschnitte besprochen, doch dann als Scheibenrisse erkannt (vgl. hierzu Scholz 2010, S. 257).
Der Künstler zeigt im Hintergrund den Teufel, der Steine aus der Mauer der im Bau befindlichen Kirche reißt und sie mit Wucht auf den bereits hilflos am Boden liegenden Mönch schleudert. Im Vordergrund ist das darauf folgenden Ereignis sichtbar: Der Erschlagene wird von einem weiteren Mönch an den Schultern gehalten, während Benedikt ihn segnet und so wieder ins Leben zurückholt.
Dass die Zeichnungen mehrmals als Vorlage für Glasscheiben dienten, belegt eine im Germanischen Nationalmuseum erhaltene Kabinettescheibe (Inv.-Nr. MM786). Während in der Zeichnung unten rechts eine von einem Engel gehaltene Tartsche integriert ist, in der Wappen von Tetzel-Ehefrauen aus den Familien Rummel und Pessler zu sehen sind, ist in der Kabinettscheibe das Wappen des Ehemannes aus der Familie Tetzel. Entsprechend der heraldisch korrekten und damit seitenverkehrten Anbringung der Scheibe, um das höherrangige Wappen rechts zu zeigen, wurde auch die Hand getauscht, mit der der Heilige den Segensgestus vollzieht (vgl. hierzu Scholz 2009, S. 217).
Wie die übrigen zum Benediktzyklus gerechneten Blätter hat auch dieses eine bewegte Forschungsgeschichte. Über Jahrzehnte ordneten Forschende das Blatt in Dürers Gesamtwerk, den Umkreis des Künstlers oder seine Werkstatt ein, nannten zahlreiche Namen seiner Nürnberger Zeitgenossen und Mitarbeiter als Zeichner. Die verwahrende Institution schreibt die Zeichnung Hans Schäufelein zu.
S. 85, Nr. 798
S. 2960, XW.206
S. 217
S. 272