AD
1510
feine Einfassungslinien
Die gegenseitige Kopie entstand nach der Federzeichnung "Benedikt, sich kasteiend" (Darmstadt, Hessisches Landesmuseum. Graphische Sammlung, AE 387), die als Teil eines mehrteiligen Zyklus' besprochen wird, der Szenen aus dem Leben des Heiligen Benedikt wiedergibt. Die Blätter des Benediktzyklus wurden seit dem 19. Jahrhundert mit Dürer in Zusammenhang gebracht und zunächst als Vorbereitungen für Holzschnitte besprochen, doch dann als Scheibenrisse erkannt (vgl. hierzu Scholz 2010, S. 257).
Wie in der Vorlage zeigt auch die Radierung am Ufer im Vordergrund eine junge Frau, die Benedikt wohl zu unzüchtigen Gedanken anregte. Um der Versuchung zu widerstehen, stürzte sich der Heilige selbstkasteiend in Dornen, weshalb man ihn im Hintergrund betend am Boden liegen sieht. Unten rechts in eine Wappenaussparung ist das Vollwappen der Nürnberger Patrizierfamilie Tetzel integriert.
Während Hinweise auf Künstler und Entstehungszeit der Radierung fehlen, ist unten links der Mitte das Zeichen Dürers und die Jahreszahl "1510" in die Darstellung integriert. Als Druck Prestels nahm Heller das Werk unter der Rubrik "Nach Dürer's Gemälden und Zeichnungen" in seine Dürer-Publikation des Jahres 1827 auf (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 857, Nr. 2304). Es wurde 1814 von Prestels Frankfurter Nachfolger als Teil eines Mappenwerks publiziert, das insgesamt 50 Reproduktionen nach deutschen, niederländischen und italienischen Kunstwerken aus unterschiedlichen Sammlungen enthält (vgl. Weigel 1865, S. 76, Nr. 116).