AD
Tattoo Artist Wojciech Tylbor stach das Motiv 2023 in Warschau für Konrad Szuba. Vorbild für die Tätowierung war Dürers um 1501 entstandener Kupferstich "Der heilige Sebastian am Baume" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 89, Nr. 30). Bildgegenstand ist das Martyrium Sebastians: mit den Händen über dem Kopf ist er an einen Baum gebunden, den muskulösen Körper nur mit einem Lendenschurz bekleidet und von Pfeilen durchbohrt. Wie in der Vorlage bleibt der Hintergrund leer. Ebenso übernommen ist die Monogrammtafel mit Dürers Zeichen.
Das dichte, feingliedrige Liniengeflecht der Graphik ist im Tattoo nachempfunden. Aufgrund der vom Kupferstich abweichenden technischen Voraussetzungen sind die Kreuz- und Parallelschraffuren dabei weniger eng zusammenliegend ausgeführt. Wie in der Vorlage werden sowohl Hell-Dunkel-Kontraste als auch die Modellierung des Körpers durch den Verlauf der Linie konstituiert. Diese enge Verwandtschaft der beiden künstlerischen Tätigkeiten kommt auch in einem anlässlich der Sonderausstellung "Dürer under your skin: Tattoo art" an das Albrecht-Dürer-Haus eingesendeten Statements von Tattoo Artist Wojciech Tylbor zum Ausdruck, der auch "als bildender Künstler im Bereich Druckgraphik und Spezialist für klassische Drucktechniken" arbeitet (Wojciech Tylbor, Ausst.-Kat. Nürnberg 2024, S. 78).
S. 60