Tattoo Artist Cauê Gottardi stach das Motiv 2023 in New York für Arjun Janakiram. Vorbild für die Tätowierung war einer der sogenannten Meisterstiche Dürers, der 1514 datierte Kupferstich "Melencolia I (Die Melancholie)" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 179, Nr. 71). Von dieser detailreichen Darstellung mit ihren zahlreichen Symbolen und allegorischen Bildinhalten gibt das Tattoo lediglich einen Gegenstand wieder: das achtflächige Polyeder, in der Vorlage links im Mittelgrund. Die Gestaltung der Oberflächenstruktur des geometrischen Körpers ist am Kupferstich orientiert und kombiniert Parallelschraffur mit dem gezielten Setzten von Punkten. Während diese "Punkte" in der Vorlage durch das mechanische Bearbeiten der Kupferplatte mit dem Grabstichel nur optisch wie solche wirken, es sich jedoch bei genauer Betrachtung um kleine, sehr kurze Striche handelt, erscheint die mit der Tätowiernadel in die Haut gestochene Farbe tatsächlich punktförmig. Unter anderen technischen Voraussetzungen ahmt das Tattoo folglich das Erscheinungsbild der Druckgraphik nach. So wurde die schattierende Kreuzschraffur der linken oberen Fläche übersetzt in ein Feld mit dichtem Farbauftrag und nur wenigen freigelassenen Stellen. Die Kanten des Polyeders, in der Vorlage definiert durch das Aufeinandertreffen verschieden gestalteter Flächen mit unterschiedlicher Laufrichtung der Linien, fallen in der Tätowierung mit durchgehenden Konturlinien auf.