MELENCOLIA I
Tattoo Artist Julia Rusta stach das Motiv 2023 in Belgrad für Fedor Svetlov. Vorbild für die Tätowierung war einer der sogenannten Meisterstiche Dürers, der 1514 datierte Kupferstich "Melencolia I (Die Melancholie)" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 179, Nr. 71). Von dieser detailreichen Darstellung mit ihren zahlreichen Symbolen und allegorischen Bildinhalten gibt das Tattoo lediglich ein Detail wieder: das an eine Fledermaus erinnernde Flugtier mit der Titelinschrift des Kupferstichs. Der Blick des Betrachters fällt von unten auf das Wesen, das das Maul mit den kleinen, spitzen Zähnen weit aufgerissen hat. Die gezackten Flügel sind aufgespannt. In Antiqua-Majuskeln ist dort der Titel "MELENCOLIA I" zu lesen. In der Vorlage oben am linken Bildrand fliegend, erstreckt sich das isolierte Motiv über den Nacken des Trägers. Im Vergleich zum Kupferstich ist es um ein Vielfaches vergrößert und bildet die gedruckten Linien mit hoher Detailtreue nach.
In einem anlässlich der Sonderausstellung "Dürer under your skin: Tattoo art" an das Albrecht-Dürer-Haus eingesendeten Statement beschreibt Tattoo Artist Julia Rusta die Bedeutung ihre Lesart dieses Dürer-Motivs im Hinblick auf das Tätowieren als Kunst: "The 'Melencolia I (Die Melancholie)', particularly the symbolic bat-like creature, is the essence of melancholy, offering a glimpse into the complex psyche of creative minds. It is a reflection of any artist's moments of introspection and creative struggle. As an artist, I can fully relate to the author’s feelings, [...]."