Der Entwurf für einen Tischbrunnen oder Tafelaufsatz gehört als Teil des Nachlasses von Hans Sloane zum Gründungsbestand des British Museum.
Die ungewöhnlich großformatige und dezent kolorierte Federzeichnung ist auf drei zusammengesetzte Papierbogen aufgebracht. Aus der Mitte eines polygonalen Fußes erhebt sich ein säulenartiger Aufbau, der Schale und Brunnenzier trägt. Während sich auf Oberfläche des Fußes zahlreiche Landsknechte, Bauern und Musikanten samt Tieren tummeln, windet sich dickes Astwerk um die Säule und geht an der Schale in Akanthuslaub über. Die Bekrönung bildet ein Aufsatz aus gotischem Maßwerk, der mehrere wasserspeiende Figuren beherbergt. Zwar wurde die Zuschreibung an Dürer, der zunächst selbst in die Goldschmiedelehre in der Werkstatt seines Vaters gegangen war, mehrfach bezweifelt (u.a. Tietzes 1928 I, S. 125, A 122), doch wird sie heute gemeinhin anerkannt.
Auf der Rückseite der Zeichnung sind Markierungen und Beschriftungen aufgebracht, die sie als Entwurf für einen Kunsthandwerker zu erkennen geben. Zuweilen wird ein Bezug zu Dürers Schwiegervater dem Rotschmied Hans Frey hergestellt, der seiner in Abschriften überlieferten Familienchronik zufolge tragbare Brunnen mit selbstständig funktionierendem Wasserwerk anfertigte (vgl. Bamberg, Staatsbibliothek, Sign. JH.Msc.Art.50, S. 6r). Die vorderseitig verwendeten Tinten wurden im Zuge des Tintenprojekts untersucht, doch war der Zeichenprozess offenbar derart komplex, dass durch Überlagerung der Zeichenmaterialien kaum Rückschlüsse getroffen werden konnten (vgl. Tintenprojekt 2011-2012). Die Sammlungen in Berlin (vgl. Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 766) sowie Wien (vgl. Albertina, Inv.-Nr. 14526) bewahren Kopien der Zeichnung.
S. 4, Nr. 223
S. 19
S. 147, Nr. 1557