Tattoo Artist Joanna Dragomir stach das Motiv 2023 in Kopenhagen. Vorbild für die Tätowierung war Dürers 1497 entstandener Kupferstich "Vier nackte Frauen (Die vier Hexen)" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 61, Nr. 17). In das Medium Tattoo übertragen wurde lediglich die Figurengruppe, der Hintergrund wurde dagegen nicht übernommen. Während in der Vorlage die beiden Frauen links, die als Rückenfiguren dargestellt sind, auf einem erhöhten Absatz stehen und somit von den beiden recht räumlich abgegrenzt sind, erfolgt in der Tätowierung keine Trennung. Die vier vermeintlichen Hexen stehen dicht in einem Kreis beieinander, die Köpfe einander zugeneigt. Das Linienbild ist geprägt von Parallelschraffen mit dünn auslaufenden Strichenden und wird ergänzt von in punktierartiger Manier gestochenen Schattierungen. Die dritte Figur, deren Körper von den anderen überwiegend verdeckt wird, wurde dabei am stärksten schattiert – wie im Kupferstich unter anderem durch den Einsatz von Kreuzschraffur.
In einer anlässlich der Sonderausstellung "Dürer under your skin: Tattoo art" an das Albrecht-Dürer-Haus eingesendeten Zuschrift beschreibt die Tattoo-Trägerin die Motivwahl als "Statement für Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Stärke, ein Symbol für den Feminismus" (anonym, Ausst.-Kat. Nürnberg 2024, S. 84). Im Hinblick auf "die Adaption der Hexerei für ein feministisches Narrativ" sowie die Rolle der Tätowiererin ergänzt Anna Lisa Schwartz: "Vier nackte weibliche Körper als Sinnbild des female empowerment zu tätowieren, ist zugleich ein Statement innerhalb der eigenen Branche, in der weiterhin hauptsächlich Männer tätig sind" (Schwartz 2024, S. 25).