APOLO
Die weder datierte noch monogrammierte Federzeichnung "Nackter Mann mit Sonne und Stab" gehört als Teil des Nachlasses von Hans Sloane zum Gründungsbestand des British Museum. Gemeinsam mit dem sogenannten "Poynter Apollo" (New York, Metropolitan Museum, Inv.-Nr. 63.212) sowie der "Aktfigur mit Glas und Schlange" (Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5017) wird sie in der Forschungsliteratur zur "Apollo-Gruppe" zusammengefasst, die als frühe Beschäftigung Dürers mit der Konstruktion menschlicher Figuren gilt. Als Auslöser der Studien wurde unter anderem ein Treffen mit Iacopo de' Barbari in Nürnberg besprochen, der Dürer die Proportionslehre nähergebracht haben soll (vgl. hierzu Rowlands 1993 I, S. 74, Nr. 156).
Der idealisierte Männerakt nach italienischem Vorbild hält in der einen Hand ein Zepter, in der anderen die Sonne. Unterhalb ist eine nackte Frau in Rückenansicht, die ihren Arm hebt, um sich vor der Helligkeit zu schützen. Sie wird als Diana interpretiert (z.B. Tietzes 1928 I, S. 69, Nr. 233). Da der Schriftzug "APOLO" spiegelverkehrt in das Zentrum des strahlenden Himmelskörpers gesetzt ist, wurde spekuliert, dass es sich um eine nicht fertiggestellte Studie für einen nie ausgeführten Stich handeln könnte (vgl. Rowlands 1993 I, S. 73). Eine Abwandlung der Männerfigur findet sich als Adam im 1504 entstandenen Kupferstich "Adam und Eva".
S. 6, Nr. 233
S. 149, Nr. 1599
S. 580, 1501/7