Tattoo Artist Mario Millisterfer stach das Motiv 2023 in Kassel für David Ams. Als Vorbild für die Tätowierung diente eine Pinselzeichnung Dürers (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. HZ5482, Sammlung Bernhard Hausmann, vgl. Winkler II, S. 129, Nr. 407), die dieser 1506 als Vorstudie für das Tafelbild "Christus unter den Schriftgelehrten" (Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza, Inv.-Nr. 134 (1934.38), vgl. Anzelewsky 1991 I, S. 206, Nr. 98) gefertigt hatte. Die Zeichnung legte Dürer auf blauem Papier mit dem Pinsel in Schwarz an, lavierte einige Partien in Grau und arbeitete mit Weißhöhungen. Bei der Übertragung der Vorlage ins Medium Tattoo blieben diese weißen Flächen und Linien überwiegend ausgespart: während die Pinselarbeit auf farbigem Papier ihre optische Wirkung mittels verschiedener Halbtönen und feiner Tonabstufungen erzeugt, funktioniert die Tätowierung nur durch das Zusammenspiel von Haut als Grund und der schwarzen Farbe, die teils flächig, teils als Linie und auch in punktierender Manier aufgetragen wurde.
Der Tattoo Artist beschrieb in einem anlässlich der Sonderausstellung "Dürer under your skin: Tattoo art" an das Albrecht-Dürer-Haus eingesendeten Statements sein "Bestreben, diese Pinselzeichnung so originalgetreu wie möglich in schwarz weiß zu übertragen. [...] Gerade bei diesem Tattoo, welches ungefähr fünfeinhalb Stunden gedauert hat, hat es mir besonders Freude bereitet Dürers Linien zu studieren: wie gekonnt er Kreuzschraffur einsetzt und wie befriedigend die Richtung und Form der Linien dem Auge des Betrachters die Form und Struktur des dargestellten vorgeben" (Mario Millisterfer, Einsendung an Albrecht-Dürer-Haus, vgl. auch Ausst.-Kat. Nürnberg 2024, S. 51).