Tattoo Artist Billy Bernert stach das Motiv 2022 in Gunzenhausen. Vorbild für die Tätowierung war Dürers um 1496/ 1497 entstandener Holzschnitt der Marter des Evangelisten Johannes (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 70, Nr. 112), den dieser als Teil der Apokalypse veröffentlichte. Das Tattoo gibt lediglich ein Detail des großformatigen Drucks wieder, das zugleich das zentrale Motiv der Bilderzählung ist: Johannes sitzt nackt, die Hände zum Gebet aufeinander gelegt, in einem mit siedendem Öl gefüllten Kessel, darunter ein loderndes Feuer. Die brennenden Scheite werden in der Vorlage durch einen Schergen mit Blasebalg weiter angefacht, während ein anderer den Evangelisten mit Öl übergießt. Beobachtet wird das Geschehen nicht nur von einem thronenden Herrscher, sondern auch von einer schaulustigen Menge, die vor einer Stadtkulisse Aufstellung bezogen hat. Die Tätowierung bleibt dagegen reduziert auf die Figur des Gefolterten. Bis auf Kessel und Feuer lassen keine Bilddetails Rückschlüsse auf das Martyrium zu, das Johannes schlussendlich unbeschadet übersteht.
Im Zentrum steht folglich das Ausharren im Moment ausweglosen Leidens, unterstrichen von der Blickrichtung des Gemarterten – in der Vorlage zum Himmel empor, im Tattoo beinahe qualvoll bis in die Augenwinkel zur Seite verdreht. Das Linienführung der Tätowierung folgt überwiegend dem Holzschnitt und zeichnet sich durch Paralellschraffur sowie einzelne modellierende Striche aus, die im Vergleich zur Vorlage jedoch oftmals runder und mit größerer Krümmung angelegt sind. Gleichförmige Konturen wie etwa der Rand des Kessels erscheinen in der Adaption unterbrochen.