Tattoo Artist Melanie No stach das Motiv von 2008 bis 2014 in Neu-Isenburg für Florian Alexander Lübke. Vorbild für die Tätowierung, die den ganzen linken Arm des Trägers überzieht und sich von dort ausgehend auf Schulter und Brust ausdehnt, waren verschiedene Szenen aus Dürers Holzschnittfolgen der Apokalypse sowie des Marienlebens. Die von Lübke eigens konzipierte Zusammenstellung zeigt auf dessen Brust Sonne und Mond aus der "Eröffnung des fünften und sechsten Siegels" der Offenbarung des Johannes (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 79, Nr. 116). Die Taube zwischen den Himmelskörpern ist "Mariä Himmelfahrt und Krönung" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 274, Nr. 184) entnommen. Das darunter anschließende Wolkenband einschließlich des Regens stammt aus der Episode "Das Tier mit den Lammhörnern" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 96, Nr. 123), wohingegen das Herz eine freie Ergänzung ohne Bezug zu Dürer darstellt.
Am unteren Ende des kleinteilig verschachtelten Arm-Tattoos, direkt über dem Handgelenk, findet sich eine zweite Adaption aus Dürers Marienleben: eine Eule mit ausgebreiteten Flügeln, die auf einem Zweig sitzend in der "Verlobung Mariens" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 240, Nr. 172) begegnet. Darüber erstrecken sich Szenen der apokalyptischen Zerstörung: den Unterarm umspannen in hohen Spitzen züngelnde Flammen, ein Detail des Holzschnitts "Die sieben Posaunenengel" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 84, Nr. 118). Dieser Vorlage folgt auch der Blick aus der Vogelperspektive auf die Uferlandschaft mit dem einzelnen Segelschiff auf der Innenseite des Unterarms. Über den Oberarm dehnt sich mit dem Untergang einer Stadt, die in Flammen aufgeht, eine weitere Schauplatz der Verheerung, der im Hintergrund der Szene "Das babylonische Weib" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 101, Nr. 125) sein Vorbild hat. Rauchsäulen türmen sich bis zur Schulter des Trägers auf, von wo aus das Tattoo nahtlos in eine Ansammlung von Wolken auf dem Schulterblatt übergeht. Zwei weitere Details nach Dürers Vorlagen sind in die Wolkenformation eingebettet: eine aufwärts zeigende Hand, die dem Segensgestus Gottvaters in "Das Sonnenweib und der siebenköpfige Drache" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 92, Nr. 121) entspricht, sowie der Wind, der durch einen menschlichen Kopf, der einen Luftstrom auspustet, verbildlicht wird wie in der Szene des "Johannes vor Gottvater und den Ältesten" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 74, Nr. 114).
In einem anlässlich der Sonderausstellung "Dürer under your skin: Tattoo art" an das Albrecht-Dürer-Haus eingesendeten Statement beschrieb der Tattoo-Täger die 2007 in Frankfurt gezeigte Ausstellung "Albrecht Dürer. Die Druckgraphiken im Städel Museum" sowie den zugehörigen Katalog (vgl. Ausst.-Kat. Bilbao/ Frankfurt 2007) als Inspirationsquelle für die Tätowierung.