Tattoo Artist another.suit.again stach das Motiv 2023 in Erfurt für Rebekka Haschke. Vorbild für die Tätowierung war Dürers um 1497/ 1498 entstandener Holzschnitt "Die Eröffnung des fünften und sechsten Siegels" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 79, Nr. 116), den dieser als Teil der Apokalypse veröffentlichte. In das Medium Tattoo übertragen wurden lediglich zwei Bilddetails: die Gestalten von Sonne und Mond, die mit Gesichtern versehen in der Vorlage das Herabfallen der Sterne auf die Erde beobachten. Die Gestirne sind jeweils unter den Schlüsselbeinen der Trägerin platziert. Die Übernahme ist eng an dem Holzschnitt orientiert und bildet diesen sowohl hinsichtlich der Formkonturen als auch der schraffierenden Linien nach.
Als direkte Vorlage für die Tätowierung diente womöglich nicht die Urausgabe der Apokalypse, sondern ein späterer Abzug, beziehungsweise dessen Abbild: insbesondere im linken Teil des Strahlenkranzes der Sonne sind Lücken in den Linien zu beobachten, die an Ausbrücke innerhalb der Stege des Druckstocks denken lassen. Der Vergleich mit Abdrucken etwa der lateinischen Textausgabe von 1511 zeigt, dass die Lücke direkt unter dem am weitesten nach links ausgreifenden Sonnenstrahl durchaus mit dem Druckzustand des unmittelbaren Vorbilds zu begründen sein kann (vgl. Staatsbibliothek Bamberg, Inv.-Nr. I F 25).