Dürer kopierte die allegorische Darstellung der "Gerechtigkeit" aus einer vormals fälschlich als Tarot-Spiel identifizierten Serie (vgl. Exemplar Wien, Albertina, DG1938/32), deren Schöpfer daraufhin als Meister der Tarocchi-Serien bezeichnet wurde. Die ehemals Andrea Mantegna zugeschriebenen Serien umfassen insgesamt 50 Kupferstiche und sind in fünf Themengebiete von je zehn Werken unterteilt. Die nummerierten Stiche sind mit einem Großbuchstaben ihrer jeweiligen Themenreihe zugeordnet. Die "Gerechtigkeit" gehört zu Folge "B", die sich mit Tugenden und kosmischen Prinzipien beschäftigt..
Auch in der freien Kopie steht die Allegorie frontal zu den Betrachter:innen in ein bodenlanges Gewand gehüllt. Sie hält Waage und Richtschwert in den Händen. Zu ihren Füßen steht ein Storch.
Ehemaliger Besitzer des Blattes ist Franz Koenigs, dessen Sammlung seit 1935 im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam lagerte. Seitdem die Zeichnung im Herbst 1940 gemeinsam mit einem Konvolut aus über 500 Werken widerrechtlich von Daniel G. van Beuningen an Hans Posse, den Sonderbeauftragten Hitlers für das in Linz geplante Führermuseum, veräußert wurde, gilt sie als verschollen.
S. 15, Nr. 655
S. 103, Nr. 992
S. 372, 1495/56