Die Federzeichnung über Silberstift, die seit 1841 in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand ist, zeigt Christus mit den Händen hinter dem Rücken an eine Säule gefesselt, die sich im Zentrum eines Raumes befindet und das Blatt in der Vertikalen teilt. Um ihn herum sind Schergen, die ihn in Anwesenheit des Pilatus mit Rute und Geißel schlagen, ihn an den Haaren ziehen und verhöhnen. Im Vordergrund sitzt ein Mann, der - vom Geschehen unbeeindruckt - seelenruhig eine Rute flechtet.
Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Zeichnung in der Dürer-Forschung berücksichtigt und mit der "Grünen Passion" in Verbindung gebracht (z.B. Thausing 1876, S. 248; Hoff 1898, S. 29). Dürer hatte den Zyklus aus Motiven der Passion Christi, die er mit Feder und Pinsel auf grün grundiertes Papier zeichnete, in mehreren Entwürfen vorbereitet. Forschende vermuteteten bei dem Mailänder Blatt zunächst, dass es sich um eine originale Vorzeichnung von Dürers Hand handele, heute gilt es gemeinhin als Kopie nach einer verlorenen Vorlage Dürers und ist Hans von Kulmbach zugeschrieben.
S. 200, unter Nr. 40
S. 788, 1504/29