Das Blatt befindet sich seit 1877 im Berliner Kupferstichkabinett.
Der Künstler zeichnete Freihand ein großzügig möbliertes und von einem Tonnengewölbe überspanntes Schlafgemach, in dem Anna soeben Maria zur Welt gebracht hat. Während die erschöpfte Mutter im Zentrum auf ihrem Bett liegt und ihr eine Frau fürsorglich einen Teller darbietet, waschen vor dem Bett auf einer Stufe sitzend zwei Frauen das Neugeborene in einem Waschzuber. Rechts steht eine weitere Frau und stärkt sich durch ein Getränk.
Das weder eigenhändig monogrammierte noch datierte Blatt wird gemeinhin als Entwurfszeichnung für den Holzschnitt der "Geburt Mariens" betrachtet, der zu Dürers 20-teiligem Marienleben gehört, das erstmals 1511 mit lateinischen Texten des Benedictus Chelidonius in Nürnberg erschien.
Auf der Rückseite der Berliner Zeichnung sind Skizzen zu einer Kreuzigung Christi sowie zu einer Person an einem Podest. Im Zuge des Tintenprojekts, das 2011-2012 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde, sollte unter anderem untersucht werden, ob recto und verso diesselbe Tinte verwendet wurde, jedoch war dies aus konservatorischen Gründen nicht möglich (vgl. Tintenprojekt 2011-2012).
S. 634, 1502/22