Das Hochformat mit dem "Heiligen Sebastian" auf grau grundiertem Papier gehört zu mehreren Entwürfen für den sogenannten Ober-St.-Veiter Altar, den Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Auftrag gab (Wien, Dom Museum, Leihgabe des Erzbistums Wien, Inv.-Nr. L/58). Die Zeichnungen sind durch den Nachlass Johann Friedrich Städels heute in Frankfurt im Städel Museum erhalten.
Der von Pfeilen durchbohrte Heilige ist mit den Handgelenken an einen Baum gebunden. Er ist bis auf einen Lendenschurz unbekleidet und nimmt den Bildausschnitt fast vollständig ein.
Sebastian war für den linken Flügel der Werktagsseite bestimmt und stand so dem Heiligen Rochus gegenüber. Wie bei den Altargemälden, die früher als eigenhändige Malereien Dürers galten, aber heute Hans Leonhard Schäufelein zugeschrieben sind, ist die Urheberschaft der Hell-Dunkel-Vorlagen seit jeher Diskussionsgegenstand. Mit Plädoyers für Hans Baldung Grien (vgl. hierzu Tietzes 1928 I, S. 118) oder allgemein einem Zeichner aus der Werkstatt Dürers (vgl. Panofsky 1948 II, S. 61) blieben die Zuschreibungen jedoch in seinem näheren Umfeld. Auch die Zuschreibung an Dürer selbst wird nach wie vor von Forschenden vertreten (z.B. Ausst.-Kat. Frankfurt am Main 2013, S. 203). Christof Metzger interpretierte sie gar als Dürers "Präsentationsentwürfe für Friedrich den Weisen" (vgl. Metzger 2002, S. 99).
S. 32, Nr. 190
S. 61, Nr. 481
S. 878, 1505/20
S. 203