AD
Die in den Uffizien in Florenz aufbewahrte großformatige Zeichnung "Der große Kalvarienberg" wurde oft im Zusammenhang mit der um 1503/ 1504 entstandenen "Grünen Passion" besprochen. Heute ist sie - mit diversen Flecken, Faltspuren und auf der Rückseite einer Tafel von Jan Brueghel d. Ä. kaschiert - gezeichnet von der Zeit, ihrer Funktion und ihrer Sammlungsgeschichte. Sie soll schließlich zu den Kunstwerken gehört haben, die Dürer 1520 als Präsentationszeichnung auf seine Reise in die Niederlande mitnahm (vgl. Rutgers 2021), die heute durch das zwar im Original verlorene, doch über zwei frühneuzeitliche Abschriften überlieferte Reisejournal dokumentiert ist. Sie gilt als Arbeit eines Gehilfen aus der Werkstatt Dürers, die auf seinen eigenen Motivskizzen basiert (z.B. Studien zum großen Kalvarienberg, Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 16), wobei Christof Metzger sie eher "für ein Elaborat der frühen Dürer-Renaissance" hält (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2019, S. 335, Anm. 12).
Die vielfigurige Zeichnung zeigt unterschiedliche Ereignisse aus dem Leiden Christi - den Aufbruch zum Kalvarienberg, die Kreuztragung aus dem Stadttor von Jerusalem, die Vorbereitungen für die Kreuzannagelung, die Verspottung, die Kreuzaufstellung und die Kreuzigung. Die Betrachter:innen sehen außerdem die um Christi Kleidung würfelnden Soldaten, die in Ohnmacht gesunkene Maria, Trauernde, Reiter, Soldaten und einen Mann, der eine Leiter herbeiträgt, also ein der Passion gewidmetes Simultanbild.
Ein Zusammenhang besteht zum Kalvarienberg in Basel (vgl. Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 1849.37), der als Präsentationszeichnung für die Mitteltafel des sogenannten Ober-St.-Veiter Altars gilt (Wien, Dom Museum, Leihgabe des Erzbistums Wien, Inv.-Nr. L/58), den Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Auftrag gab (vgl. Rutgers 2021, S. 482). Zudem sind vom Florentiner Kalvarienberg zahlreiche frühneuzeitliche Kopien überliefert, darunter Zeichnungen (z.B. Musée du Louvre. Département des arts graphique, Inv.-Nr. 18640, Recto), Druckgraphik, wie Jakob Mathams Kupferstich, oder Gemälde (z.B. Florenz, Uffizien, Inv.-Nr. 1083; Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-4921).
S. 114
S. 846, 1505/3
S. 335