Copita Mozi [?]
Der unbekannte Künstler malte eine freie Kopie nach Dürers "Heiligen Hieronymus" von 1521 (Lissabon, Museu Nacional de Arte Antiga, Inv.-Nr. 828) mit Öl auf Holz. Die Figur des greisen Kirchenvaters entspricht dabei überwiegend dem Vorbild: Hieronymus sitzt vor einem Lesepult, den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Mit dem Zeigefinger der Linken deutet er auf einen Totenschädel, der vor ihm auf dem Tisch liegt. Von der Vorlage abweichend ist die rote Farbe seiner Kopfbedeckung sowie die Ausstattung der Studierstube des Heilige. Der Kopist ergänzte beispielsweise mit der gerade erloschenen Kerze rechts und der Uhr links im Hintergrund weitere Vanitassymbole. Ein Bücherregal verweist auf Hieronymus Tätigkeiten als Gelehrter und Autor.
In beiden Versionen fällt das Licht von links in den Bildraum – bei Dürer von einem Kruzifix ausgehend, das in der Kopie durch ein Fenster ersetzt wurde. Dürer platzierte zudem sein Monogramm und die Jahreszahl auf einem Zettel unten links, während in der Adaption an gleicher Stelle ein Brief mit der Beschriftung "Copita Mozi [?]" wohl auf den Künstler hindeuten soll. Matthias Mende datierte die Tafel im Besitz der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg in die Mitte des 16. Jahrhunderts (vgl. Mende 1989b, S. 22).