AD 15013
Einfassungslinien
Das gezeichnete Bücherzeichen Willibald Pirckheimers gehört zu den bedauerlichen Kriegsverlusten von 1944, die von der Universitätsbibliothek Warschau zu beklagen sind (vgl. Sawicka/ Sulerzyska 1960, S. 40, Nr. 63, Tafel 4). Heute ist das Blatt nur durch Reproduktionen in kunstwissenschaftlichen Büchern überliefert.
Der Künstler zeichnete ein Vollwappen, bestehend aus den einander zugeneigten tartschenförmigen Wappen von Willibald und Crescentia Pirckheimer (geb. Rieter), darüber ein Stechhelm mit ausladender Helmdecke aus Akanthuslaub und ein Mannesrumpf mit drei um den Kopf geflochtenen Birkenblättern als Zierfigur. Flankiert wird der Wappenschild von einer nackten Göttin mit Fackel und einem mit Pfeil und Bogen ausgestatteten Wilden Mann. Gerahmt wird er von einem Rundbogen mit musizierenden und Weinranken haltenden Englein.
Die Linkshändigkeit der Figuren wurde als Beleg dafür herangezogen, dass es sich um eine nie umgesetzte Druckvorlage handele (vgl. Strauss 1974 II, S. 656, 1503/2). Erwin Panofsky war der Auffassung, dass die Integration des Wappens der bereits im Mai 1504 verstorbenen Crescentia dazu führte, dass das Bücherzeichen, als nicht mehr aktuell angesehen, verworfen wurde (vgl. Panofsky 1948 II, S. 144, Nr. 1526). Zudem wird ihr Tod als terminus ante quem für die Datierung herangezogen (vgl. Tietzes 1928 I, S. 64, Nr. 213). Friedrich Winkler verwies auf das seiner Ansicht nach „wenig liebevoll in Holz geschnittene[ ]“ Bücherzeichen um 1502 und vermutete, dass dieses ersetzt werden sollte (vgl. Winkler II, S. 54, Nr. 329). Die handschriftlich aufgesetzte Notiz mit Monogramm und nachträglich korrigierter Jahreszahl stammen von fremder Hand. Unten rechts ist die Sammlermarke von A. Bourduge (L.70).
S. 28, Nr. 901
S. 93
S. 144, Nr. 1526
S. 656, 1503/2
S. 40, Nr. 63, Tafel 4