1506
AD
Die Pinselzeichnung "Thronender Christusknabe" wurde vom Bamberger Sammler Joseph Heller in die Dürer-Forschung eingeführt (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 122, Nr. 11). Zu Beginn der 1820er Jahre war sie noch in Besitz des Wieners Joseph Grünling, der für Hellers Publikation eine Aufstellung seiner eigenen Dürer-Zeichnungen durchkorrigierte (Bamberg, Staatsbibliothek, Sign. JH.Msc.Art.40). Über den Hamburger Kunsthändler Ernst Georg Harzen war das Blatt aus der Sammlung Grünlings in die des Bremer Senators Hieronymus Klugkist gelangt. Der Mitbegründer des Bremer Kunstvereins vererbte diesem seine Kunstsammlung, sodass sie später in den Bestand der dortigen Kunsthalle überging. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich darunter auch der Christusknabe, ist jedoch nach der Kriegsauslagerung seit 1945 verschollen. Das Erscheinungsbild ist Dank der Reproduktion in verschiedenen Publikationen überliefert, z.B. in Friedrich Lippmanns "Zeichnungen von Albrecht Dürer in Nachbildungen", ein Katalog bei dem auf möglichst originalgetreue Wiedergabe Wert gelegt wurde (Lippmann 1888 II, Nr. 112).
Im 19. Jahrhundert meinte man im Sammlertum ein "vollendetes Meisterwerck" (JH.Msc.Art.40, 2v, Nr. 11), also eine eigenständige Zeichnung, vor Augen zu haben, für die Klugkist sogar 60 fl. bezahlt haben soll (vgl. Ausst.-Kat. Bremen 2012, S. 98, Kat.-Nr. 27). Der nackte Christusknabe auf seinem Kissenthron, der seinen Kopf zur Seite neigt, ein Kreuz präsentiert und die Betrachter:innen zu sich winkt, gehört allerdings wohl zu den zahlreichen Studien, die Dürer um 1506 für seine Tafelgemälde fertigte. Die Körperhaltung findet sich im Christuskind der "Madonna mit dem Zeisig" wieder (Berlin, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 557F).
S. 4, Nr. 112
S. 32, Nr. 325
S. 466
S. 946, 1506/31
S. 946, Kat.-Nr. 27