1508 AD
Die "Lucretia" wurde erstmals 1827 von dem Bamberger Sammler Joseph Heller für die Dürer-Forschung besprochen. Er nannte sie sowohl in der Abschrift des Verzeichnisses der berühmten Kunstsammlung des Nürnberger Patriziers Willibald Imhoff (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 82, Nr. 50) als auch als Teil der Sammlung des Albertina-Begründers Herzog Albert von Sachsen-Teschen (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 111, Nr. 80).
Dürer fertigte die ganzfigurige Studie wohl etwa zeitgleich mit der "Armstudie mit Dolch" (vgl. Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3118) im Jahr 1508 (vgl. Koschatzky/ Strobl 1971, S. 254, unter Nr. 64). Beide Pinselzeichnungen sind als Vorarbeiten für ein Gemälde zum "Selbstmord der Lucretia" entstanden (vgl. München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 705), das Dürer 1518 malte.
Der Künstler beschäftigte sich damit mit der Geschichte der Römerin Lucretia, die sich nach der Vergewaltigung durch den etruskischen Königssohn Sextus Tarquinius mit einem Dolch das Leben nahm. Im Gemälde griff Dürer die Figur wieder auf, die er in der Zeichnung in einer Nische zeigte, veränderte allerdings die Armhaltung und den Einstichwinkel entsprechend der Wiener Armstudie.
Der Kopf der Lucretia erlangte unter anderem durch eine Medaille weite Verbreitung (vgl. Will 1764, S. 369), auf der er als idealisierter Typus verwendet wurde und traditionell als Agnes Dürer identifiziert wurde (vgl. Heller Dürer 1831 III, S. 1088, Nr. 1 und Mende 1983, S. 241).
S. 15, Nr. 915
S. 15, Nr. 82
S. 43, Nr. 359
S. 252, Nr. 63
S. 1054, 1508/20
S. 234-250, Nrn. 49-55
S. 254