1507 erhielt Dürer von dem Kaufmann Jakob Heller den Auftrag für ihn einen Altar für die Dominikanerkirche seiner Heimatstadt Frankfurt zu gestalten. Von den detaillierten Vorbereitungen des Künstlers zeugen 18 erhaltene Vorstudien, mit denen er sich auf blau oder grün grundiertem Papier Einzelaspekten der Gesamtkomposition widmete (vgl. hierzu Metzger 2019a). Die Mitteltafel des Triptychons, die eine "Himmelfahrt und Krönung Mariens" zeigte, ist heute nur noch durch eine im Historischen Museum in Frankfurt erhaltene Kopie Jobst Harrichs (Frankfurt am Main, Historisches Museum, Inv.-Nr. B0265) und die besagten Detailstudien überliefert. Nachdem das originale Tafelgemälde 1614 an Herzog Maximilian von Bayern veräußert wurde, verbrannte es 1729 in der Münchner Residenz.
Die "Betendenen Hände" werden gerne als Hauptwerk unter den Vorzeichnungen bezeichnet (vgl. Metzger 2019a, S. 304). Mit ihnen bereitete Dürer einen knienden Apostel vor, der auf der Kopie rechts der leeren Grabtumba zu sehen ist. Sie befanden sich ursprünglich auf einem Bogen mit dem ebenfalls in der Albertina befindlichen "Aufwärts blickenden Apostelkopf" (Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3112), wodurch die fehlende Datierung erklärt wurde (vgl. Text auf ALBERTINA online, Stand: 26.11.2024). Unscheinbar ist unterhalb links der Hände sogar die zum "Apostelkopf" gehörende Schulter sichtbar. Der Zeitpunkt, an dem das Blatt auseinandergeschnitten wurde, ist nicht bekannt. Einen Zeitraum liefert unter anderem die ab 1827 erscheinende Dürer-Monographie des Bamberger Sammlers Joseph Heller: Während die dort integrierte Abschrift des Imhoff-Inventars "Christus sammt zweyen Händen in grau" listet (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 82, Nr. 53), findet sich unter der Rubrik "In der Sammlung des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen", in der sich das Blatt seit 1796 befand, "Eine Studie von zwey zusammengelegten Händen; auf grünlichem Grunde, weis gehöht" (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 113, Nr. 95). Beide Detailstudien wurden wiederholt kopiert (z.B. Budapest, Szépművészeti Múzeum, Inv.-Nr. 142).
Auffallend allein stehen die Tietzes mit ihrer Forschungsmeinung. Sie ordneten die "Betenden Hände" als Werkstattarbeit nach einem verlorenen Original Dürers ein (vgl. Tietzes 1937 II, S. 148, W 57). Heute gehört das Blatt zu den international bekanntesten Werken Dürers und erfreut sich isoliert von seinem Entstehungszusammenhang einer Beliebtheit ikonischen Ausmaßes. So wurden die "Betenden Hände" nicht nur jahrhundertelang von Künstlern rezipiert oder in jüngerer Zeit gar als ausdrucksstarke Körperkunst unter die Haut gestochen, sie finden sich ebenso als Ausdruck tiefen Glaubens auf Gebetsutensilien, als pietätvolles Zierbild in Todesanzeigen oder auf Grabsteinen und sie zieren nahezu inflationär Souvenirs, Kitsch und Varia aller Art.
S. 14, Nr. 507
S. 17, Nr. 95
S. 148, W 57
S. 270, Nr. 72
S. 1032, 1508/9
S. 72 und 75, Kat.-Nr. 10
S. 23