1511
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Das kleinformatige Rundbild mit der leeren Inschriftentafel oben mittig gehört zu einem zwölfteiligen Zyklus, in dem der Künstler sich intensiv mit "Leben und Taten des Herkules" auseinandersetzte. Die Zeichnung zeigt vordergründig Herkules, der mit erhobener Keule auf ein Mischwesen mit Hörnern zustürmt, das eine nackte Frau gegen ihren Willen mit sich reißt. In kunsthistorischen Besprechungen wurde die dargestellte Szene verschieden identifiziert: "Entführung der Deianira" (Lippmann/ Winkler 1929 VII, S. 9, Nr. 767), "Herkules befreit Hesione" (Winkler II, S. 150, Nr. 493), "Entführung der Hippodameia" (Tietzes 1938 II, S. 102, A 272; Panofsky 1948 II, S. 94, Nr. 917, Strauss 1974 III, S. 1294, 1511/24) oder "Herkules befreit Deianira von Acheloos in Stiergestalt. Im Hintergrund die Entführungsszene" (Ausst.-Kat. Bremen 2012, S. 116, Kat.-Nr. 33.4). Das Blatt trägt die Jahreszahl 1511 sowie Dürers Monogramm auf der Rahmung und soll als Vorlage für dekorative Goldschmiedearbeiten gedient haben (vgl. Strauss 1974 III, S. 1292).
Die Zeichnung gelangte mit dem Nachlass des Bremer Senators Hieronymus Klugkist in die Sammlung des Bremer Kunstvereins, sodass sie später in den Bestand der dortigen Kunsthalle überging. Seit der Kriegsauslagerung von 1943 ist das Blatt als kriegsbedingt verbrachtes Kulturgut zu beklagen (Lost Art-ID: 113449).
Die Zuschreibung an Dürer blieb nicht unangefochten, beipielsweise schlossen Tietzes - gefolgt von Erwin Panofsky - den gesamten Zyklus aus dem Werk Dürers aus.
S. 9, Nr. 767
S. 102, A 273
S. 94, Nr. 917
S. 1294, 1511/24
S. 116, Kat.-Nr. 33.4; S. 243