In der Albertina wird eine verblasste, doch gestalterisch markante Interpretation der "Heiligen Anna Selbdritt" aufbewahrt. Anna und ihre Tochter Maria sitzen den Betrachter:innen zugewandt nebeneinander auf einer Bank, die großteils von ihren Gewändern überdeckt ist. Die ältere der beiden Frauen hält den nackten Christusknaben stehend auf ihrem Schoß. Während seine Mutter Maria, die ihn seiner Großmutter gerade übergeben hat, ihre Hände noch nicht von ihm zurückgezogen hat, kuschelt er sich bereits mit Oberkörper und Köpfchen an Anna.
Die Komposition wurde gerne als Naturstudie verstanden. Tietzes beschreiben in ihrem "Kritischen Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers", mit Verweis auf den früheren Direktor der Albertina Joseph Meder (vgl. Lippmann/ Meder 1905, S. 21, Nr. 539), dass die beiden Frauen nicht nur Nürnberger Hausfrauentracht tragen würden, sondern außerdem optisch an Dürers Ehefrau Agnes sowie deren Schwester Katharina Zinner erinnerten (vgl. Tietzes 1937 II, S. 94, Nr. 581). Die Eigenhändigkeit der Beschriftung war früher umstritten, so hielten Eduard Flechsig und Friedrich Winkler das Monogramm und die Jahreszahl für authentisch, was jedoch auf Widerspruch traf. Die Datierung in die Jahre 1514/ 1515 rührt von Erwin Panofsky her, der dies an Gestaltung und Motiv zu erkennen vermeinte. (Hierzu: Koschatzky/ Strobl, S. 312, Nr. 92)
S. 21, Nr. 539
S. 19, Nr. 112
S. 94, Nr. 581
S. 312, Nr. 92
S. 1420, 1514/14