Die kleinformatige Federzeichnung der "Lesenden Frau" gehört zum Gründungsbestand des Musée Condé.
Der Künstler zeigt sie blattfüllend von ihrer linken Seite. Sie sitzt in ein ausladendes Gewand gehüllt in freier Natur und hält ein aufgeschlagenes Buch. Die Dargestellte wurde in früherer Forschung wiederholt als Maria identifiziert (z.B. Winkler III, S. 53, Nr. 604), was jedoch mit Blick auf Darstellungstraditionen gleichzeitig bezweifelt wurde (vgl. Flechsig II, S. 338). Auch Datierung und Zuschreibung der weder datierten noch monogrammierten Arbeit boten Diskussionsstoff. Tietzes, die Dürer als Urheber ablehnten, fühlten sich durch die Proportionen und "dem schweren Faltenwulst" an Ludwig Krug erinnert (Tietzes 1938 II, A 286). Ihre Forschungsmeinung wird bis heute aufgegriffen.
S. 106, A 286
S. 78, Nr. 114
S. 3052, XW.604