Dürers Tafelgemälde der Beweinung Christi diente als Epitaph für den Nürnberger Goldschmied Albrecht Glim und seiner Frau Margret Glim (geb. Holtzmann). Margret starb am 22. Oktober 1500, was wohl den Anlass zur Stiftung der Tafel gab. Neudörffer berichtet 1547 vom ursprünglicher Anbringungsort der Tafel an einem Pfeiler in der Nürnberger Predigerkirche, in der sich das Grab Albrecht Glims befand (vgl. Lochner 1875, S. 120). Am unteren Bildrand ist das Stifterehepaar in verkleinertem Maßstab mit zwei Söhnen und einer Tochter samt den jeweiligen Familienwappen dargestellt. Das Bildthema drückt somit sinnbildlich den Schmerz der Hinterbliebenen aus.
Über stilistische und kompositorische Vergleiche mit dem motivisch verwandten Holzschnitt der "Beweinung Christi" aus der "Großen Passion" und der "Beweinung für die Familie Holzschuher", die sich als Dauerleihgabe im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet (Inv.-Nr. Gm169), wurde in der Forschung vielfach die Datierung und Entstehungsreihenfolge von Dürers Beweinungsdarstellungen diskutiert, wobei heute die Reihenfolge Große Passion – Holzschuher Beweinung – Glimsche Beweinung angenommen wird (vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 2012, S. 416).
Das Gemälde wurde partiell nicht nur mehrfach übermalt (siehe hierzu Best.-Kat. Dürer München 1999, S. 283), sondern fiel auch am 21. April 1988 einem Säureangriff zum Opfer, der die Malerei stark beschädigte und umfangreiche Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten notwendig machte. Das Team aus 15 Expert*innen arbeitete knapp 10 Jahre an der erfolgreichen Wiederherstellung der beschädigten Dürer-Tafeln, zu denen auch "Maria als Schmerzensmutter" (München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 709) und der dreiteilige "Paumgartner-Alter" (München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 701, 702, 706) zählten (siehe hierzu Burmester/ Koller 1989; Heimberg/ Burmester 1998).
S. 108, Kat.-Nr. 100
S. 261