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Zu Dürers frühen Kupferstichen, um 1499 entstanden, gehört das Kleinformat "Die Sonne der Gerechtigkeit (Sol Jusitiae)". Hinter dem Titel verbergen sich die Motive "Christus als Sonnengott und Weltenrichter" (vgl. hierzu Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S.79, Nr.23).
Blattfüllend zeigt der Künstler einen Jüngling, der durch einen doppelten Strahlennimbus akzentuiert in ein ausladendes Gewand gehüllt ist. Mit überkreuzten Beinen sitzt er auf einem Löwen und schwingt dabei mit seiner rechten Hand ein Schwert empor, während er in der linken Hand die Waage der Gerechtigkeit tariert. Künstlerische Annäherungen an das Motiv sind in Zeichnungen manifestiert, die in Dresden (Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. C 2122) und St. Petersburg (Staatliche Eremitage, Inv.-Nr. OP-16) aufbewahrt werden.
Der Bamberger Sammler Joseph Heller interpretierte in den Kupferstich irrtümlicher Weise das Werk hinein, das Dürer im sogenannten Tagebuch der niederländischen Reise, von dem er selbst eine der beiden einzigen erhaltenen frühneuzeitlichen Abschriften besaß (Bamberg, Staatsbibliothek, JH.Msc.Art.1#1), als "Nemesin" bezeichnete (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 466, Nr. 826). Als "Justitiae" ist der Kupferstich in der Auflistung der Dürer-Werke genannt, um die einige Abschriften der sogenannten Familienchronik ergänzt sind.
Provenienz: Vincent Mayer
Mit Preisen und Käufern annotierte Katalogexemplare sind in den Heidelberger historischen Beständen digital aufrufbar.