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feine Einfassungslinien
Der Künstler kopierte Dürers um 1510 als Teil der "Kleinen Passion" entworfenen Holzschnitt "Das Jüngste Gericht". Obwohl er das Motiv in die Technik des Kupferstichs übersetzte, ist die Orientierung an der Vorlage deutlich.
Im Zentrum thront Christus als Weltenrichter, von zwei Fanfarenengeln flankiert, auf einer Weltkugel. In den Strahlen, die ihn umgeben, finden sich Lilie und Schwert als Symbole der göttlichen Gnade und Verdammnis (vgl. hierzu Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 343, Nr. 222). Die Teilung in Gut und Böse spiegelt sich außerdem in der Handhaltung Christi wider. Maria sowie Johannes der Täufer knien vor ihm und beten für die Menschheit. Am unteren Bildrand sind die Seligen und Verdammten auf ihrem jeweiligen Weg in die leuchtende Paradiespforte bzw. den ungeheuerlichen Höllenschlund zu sehen.
Zwar erinnert das Monogramm an den geistigen Schöpfer der Bildidee, doch ist kein Hinweis auf den Kopisten oder die Entstehungszeit integriert. Der Bamberger Sammler Joseph Heller nennt den Kupferstich in seiner Publikation des Jahres 1827 "Waesbergen'sche Kopie" (Heller Dürer 1827 II, S. 600, Nr. 1611) und verweist damit auf den in Den Haag ansässigen Verleger Abraham van Waesberge. Dieser ließ die Folge von verschiedenen Künstlern stechen (vgl. Ausst.-Kat. Aachen 2004, S. 269).