Hopfer fertigte eine verkleinerte Kopie nach Dürers um 1504 gefertigten Holzschnitt "Die Flucht nach Ägypten", der als Teil des 1511 verlegten "Marienlebens" entstand, von der Gegenseite. Trotz der Veränderungen in Technik, Format und Ausrichtung ist die Orientierung an der Vorlage deutlich.
Auch der Kopist zeigt Joseph, nachdem ihn ein Engel im Traum aufgefordert hatte, mit Maria nach Ägypten zu fliehen, um den Jesusknaben vor der Kindstötung des Herodes zu retten. Joseph hat das Reisegepäck geschultert und führt die beiden Lasttiere, Ochs und Esel, an Zügeln durch einen Wald. Besorgt dreht er sich zu Maria um, die mit dem Kind in den Armen auf dem Esel sitzt. Über den Baumkronen leitet ein Wolkenband in die himmlische Atmosphäre über, in der zahlreiche geflügelte Engelsköpfchen die Fliehenden zu bewachen scheinen.
Unten rechts befindet sich das Zeichen Hieronymus Hopfers auf der Tafel, während Hinweise auf den geistigen Schöpfer der Bildidee fehlen. Spätere Abzüge tragen unten links die Nummer "74" des Nürnberger Verlegers David Funck, der die Platte im 17. Jahrhundert besaß, nummerierte und Abzüge verbreitete. Der Bamberger Sammler Joseph Heller erwähnt 1827 drei Plattenzustände, von denen "die neuen [Abzüge] in der Silberbergischen Sammlung" (Heller Dürer 1827 II, S. 649, Nr. 1767) seien. Gemeint ist die Sammlung des Frankfurter Kunsthändlers Carl Wilhelm Silberberg, der 92 Platten der Künstlerfamilie Hopfer erwarb, reinigen ließ und 1802 in einer limitierten Auflage von 60 Exemplaren erneut unter dem Titel "Opera Hopferiana" herausgab (vgl. Jäck/Heller 1822, S. 96).