N. 54
Um 1816 erschien Joseph Brodtmanns "Naturhistorische Bilder-Gallerie aus dem Thierreiche". Unter den zahlreichen Lithographien findet sich ein Nashorn, das laut Begleittext nach einem Kupferstich Johann Elias Ridingers entstand. Ridinger zeichnete ein 1748 in Augsburg ausgestelltes Exemplar nach dem Leben (vgl. Clarke 1986, S. 52) und fertigte anschließend zur Verbreitung einen Kupferstich mit erläuterndem Text (vgl. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Sign. Graph. A2: 162). Mit diesem Blatt steht er in einer Tradition, zu der auch Dürers "Rhinocerus (Das Rhinozerus)" aus dem Jahr 1515 gehört, der das Tier nach einer Beschreibung - wohl samt Skizze - entwarf, die ein portugiesischer Buchdrucker nach einem in Lissabon ausgestellten Tier angefertigt hatte. In den folgenden Jahrhunderten wurden aus ihren Heimatländern eingeschiffte Nashörner immer wieder öffentlich ausgestellt, von Künstlern nach dem Leben gezeichnet und ihr Erscheinungsbild mit Begleittexten verbreitet. Brodtmanns Lithographie belegt beispielhaft, dass die bemüht wirklichkeitsgetreuen Darstellungen ihren Weg in Lexika fanden.