•HIERONIM[VS]. HOLTZSCHVER. ANNO. DO[MI]NI • 1526 •
• ETATIS • SVE • 57 •
AD
Im Jahr 1526 porträtierte Dürer den Nürnberger Ratsherren Hieronymus Holzschuher, der zunächst jüngerer, dann älterer Bürgermeister und später gar Septemvir im Hohen Rat gewesen ist. Der Künstler, der selbst 1509 zum Genannten des Größeren Rats gewählt wurde, war mit ihm gut bekannt, erwähnt ihn gar in dem sogenannten Tagebuch der niederländischen Reise, das heute in zwei frühneuzeitlichen Abschriften überliefert ist (vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden Akten 145/15b, 18 sowie Staatsbibliothek Bamberg, JH.Msc.Art.1#1). Beide waren Mitglieder der Staupitz-Gesellschaft (oder Sodalitas Staupitziana), zu der auch andere namhafte Zeitgenossen wie Lazarus Spengler und Christoph Scheurl gehörten.
Dürer zeigt Holzschuher als Brustbild im Dreiviertelprofil. In einen Mantel mit Pelzkragen gekleidet, ruht der Blick des bärtigen Mannes fest auf den Betrachter*innen. In einer identifizierenden Inschrift oben links benennt der Künstler das Alter des Dargestellten. Die Tafelmalerei hat sich mit originalem Rahmen samt Schiebedeckel erhalten, auf dem sich das Allianzwappen von Holzschuher und seiner Ehefrau Dorothea Müntzer befindet. Dieser Verschlussmechanismus ermöglichte es, das Gemälde vor äußeren Einflüssen zu schützen (vgl. Abb. in: Hentschel 2018, S. 5).
Das Porträt, das bis 1884 in Besitz der Familie Holzschuher gewesen ist, beeindruckte als „lebendiger, einfacher und kunstreicher“ (Heller Dürer 1827 II, S. 228) Ausdruck nach der Natur. Ebenfalls 1526 schuf Dürer sein berühmtes Diptychon „Die vier Apostel“. In der Figur des Paulus‘ erkannten Forschende, beispielsweise der Bamberger Sammler und Kunstschriftsteller Joseph Heller, die Züge des Hieronymus Holzschuher wieder. Obwohl das originale Gemälde lange in Familienbesitz verblieb, wurde es in unterschiedlichen künstlerischen Gattungen kopiert und rezipiert.
S. 9v