Als Illustration für das 1589 von Wilhelm Reich in Köln verlegte Gebetbuch „Zwölff Künstliche und Nutzbäre Kupfferstuck, mit zwölff darauff geordneten Gebettlein“ (vgl. München, Bayerische Staatsbibliothek - Asc. 5562 c) fertigte Franz Brun gegenseitige Kopien nach Motiven aus Dürers Kupferstichpassion. Die oftmals aus dem Buch herausgetrennt anzutreffenden Radierungen sind nummeriert, tragen die Adresse des Verlegers und rückseitig deutschen Letterntext.
Dass der Bamberger Sammler Joseph Heller in seiner 1827 erschienenen Dürer-Publikation alle sechszehn Motive der Dürer’schen Vorlage als sogenannte ‚Reichische Kopien‘ auflistet, führte anschließend zu Verwirrungen. In Folge nannte Georg Kaspar Nagler in seinem Künstlerlexikon mehr Kopien als überhaupt existieren (vgl. Nagler Künstlerlexikon VI, S. 378). Eine Besprechung der Passion aus dem Jahr 1895 schreibt die Kopien mithilfe eines noch vollständigen Gebetbuchs Franz Brun zu, da es neben der Adresse des Verlegers auch den Künstler nennt. Die zudem vom Autor geäußerte Vermutung, dass Heller die Blätter nie gesehen habe, lässt sich aufgrund der elf erhaltenen Drucke aus dessen Sammlung entkräften.
Die mit der Nummer „10“ versehene sogenannte Ecce homo-Darstellung, einzig ohne rückseitigen Text, hat sich erhalten: Es handelt sich um eine Kopie nach Dürers „Schmerzensmann an der Säule“, die der Künstler mit einer verkehrten Motivbezeichnung versah, so dass sie letztendlich nicht ins Gebetbuch gelangte.