Die Zeichnung "Christus als Weltenrichter", die sich im Musée du Louvre in Paris befindet, zeigt den segnenden Heiland durch einen Kreuznimbus akzentuiert. Unterhalb der Schließe, die den ausladenden Umhang zusammenhält, offenbaren sich die Rippenbögen Christi. Seine nackten Füße, an denen die Wundmale an die vorausgegangenen Leiden erinnern, stehen auf der Weltkugel. Die kompositorische Verbindung zu Rogier van Weydens Weltenrichter im "Weltgerichtsaltar" in Beaune wurde frühzeitig hergestellt (vgl. hierzu Winzinger 1962, S. 34).
Max Lehrs schrieb die Zeichnung Martin Schongauer zu, doch verwies darauf, dass dessen Monogramm und Datierung später hinzukamen. U.a. Eduard Flechsig identifizierte die Handschrift, ebenso wie die auf der Federzeichnung "Junges Mädchen, mit einem Vogelflügel ein Feuer entfachend" als die Dürers. Für ihn war das Aufbringen von fremden Monogramm samt Jahreszahl eine Urheberangabe, also "nichts anderes, als die Inschrift des segnenden Heilands in London [...] in abgekürzter Form" (vgl. Flechsig II, S. 497, Nr. 5). Friedrich Winkler nahm sie dennoch in sein zwischen 1936 und 1939 erscheinendes Verzeichnis der Dürer-Zeichnungen auf (vgl. Winkler I, S. 17, Nr. 15).