Die Zeichnung "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" wurde 1894 durch Woldemar von Seidlitz als Werk Dürers in die Forschung eingebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt führte die besitzende Institution sie als Arbeit Martin Schongauers (vgl. Seidlitz 1894, S. 23).
Die Muttergottes, deren Gewand sorgfältig um sie drapiert ist, sitzt im Zentrum auf einer Rasenbank. Zärtlich hält sie den Jesusknaben in den Armen, wobei die Innigkeit der Mutter-Kind-Beziehung betont ist. Der greisere Joseph nähert sich, auf einen Stock gestützt, seitlich dem Geschehen.
Das Blatt ist bis in die Darstellung beschnitten und die Ecken abgerundet. Auf der Rückseite findet sich das "Selbstbildnis des etwa zwanzigjährigen Dürer". Im Zuge von Analysen ergab sich (vgl. Tintenprojekt 2011-2012), dass das Selbstbildnis mit einer einzigen Tinte ausgeführt wurde, die auch für die Heilige Familie herangezogen wurde. Dies zieht man als belegende Stütze für einen zeitlichen Zusammenhang sowie der Chronologie der Entstehung heran. Die beiden Zeichnungen sind in verschiedenen Verzeichnissen unter jeweils eigener Nummer aufgeführt.
S. 32, Nr. 430
Kat.-Nr. 74