Dürer kopierte den Stich "Kavalier mit Page" aus einer vormals fälschlich als Tarot-Spiel identifizierten Serie (vgl. Exemplar Wien, Albertina, Inv.-Nr. DG1935/834), deren Schöpfer daraufhin als Meister der Tarocchi-Serien bezeichnet wurde. Die ehemals Andrea Mantegna zugeschriebenen Serien umfassen insgesamt 50 Kupferstiche und sind in fünf Themengebiete von je zehn Werken unterteilt. Die nummerierten Stiche sind mit einem Großbuchstaben ihrer jeweiligen Themenreihe zugeordnet. Der "Kavalier mit Page" gehört zu Folge "E".
Der erwachsene Mann steht im Vordergrund frontal zu den Betrachter:innen und wendet sein Kopf zu dem seitlich hinter ihm stehenden Jungen. Dieser blickt, das Schwert unter den Arm geklemmt, zu ihm auf. Wenn sie überhaupt mit kopiert worden ist, wurde die Bezeichnung unterhalb der bildlichen Darstellung abgeschnitten.
Die Zeichnung, die ursprünglich mit dem "Dogen von Venedig" vereint war (vgl. Strauss 1974 I, S. 388), gehört zum Nachlass Hans Sloanes und damit zum Gründungsbestand des British Museum. Auf der Rückseite sind Kritzeleien, die unter "Dot Game" von Walter Strauss unter eigener Nummer geführt wurden (vgl. Strauss 1974 I, S. 1495/65). Die Meinung der Tietzes, die sie aus dem Gesamtwerk Dürers ausschlossen (vgl. Tietzes 1928 I, S. 126, A126), setzte sich nicht vollständig durch.
S. 2, Nr. 210
S. 102, Nr. 983
S. 388, 1495/64