Die Federzeichnung "Benedikt sieht die Seele seiner Schwester zum Himmel auffahren" wird als Teil eines mehrteiligen Zyklus' besprochen, der Szenen aus dem Leben des Heiligen Benedikt wiedergibt. Die Blätter des Benediktzyklus wurden seit dem 19. Jahrhundert zunächst als Vorbereitungen für Holzschnitte besprochen, doch dann als Scheibenrisse erkannt (vgl. hierzu Scholz 2010, S. 257). Auftraggeber war wohl Johann Radenecker, der Abt von St. Egidien in Nürnberg, wo im 17. Jahrhundert nachweislich noch 23 Scheiben erhalten waren (vgl. ALBERTINA online).
Drei Tage nach dem jährlichen Treffen zwischen Benedikt und seiner Schwester Scholastika, das diese durch ein erbetenes Gewitter verlängert hatte, starb sie. Der Künstler zeigt Benedikt am Rednerpult vor Glaubensschwestern und -brüdern. Er blickt durch die Fensteröffnung und sieht die Seele seiner Schwester in Form einer Taube zum Himmel emporsteigen. Unten links ist eine für ein Wappen vorgesehene Aussparung.
Wie die übrigen zum Benediktzyklus gerechneten Blätter hat auch dieses eine bewegte Forschungsgeschichte. Über Jahrzehnte besprachen Forschende das Blatt als Werk Dürers, ordneten es in den Umkreis oder die Werkstatt Dürers, nannten zahlreiche Namen seiner Nürnberger Zeitgenossen und Mitarbeiter als Zeichner.
S. 20, Nr. 690
S. 34
S. 84, Nr. 794
S. 138
S. 92, Nr. 69
S. 2952, XW.202