Tattoo Artist Judith de Lotharingie stach das Motiv 2023 in Colmar für Yoann Genty. Vorbild für die Tätowierung war Dürers 1514 entstandener Kupferstich mit dem Apostel Thomas (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 193, Nr. 75). Bereits in der Vorlage ist der Hintergrund der Darstellung nur reduziert ausformuliert: Thomas steht barfuß auf dem Erdboden vor einer niedrigen Steinmauer, die Fläche darüber ist leer. In der Tätowierung erscheint die Figur vollständig isoliert ohne jegliche Andeutung der Standfläche. Der Apostel wurde zudem umgedeutet in eine Gestalt des Todes. Statt der Lanze, dem Werkzeug des Martyriums des Thomas, hält er hier eine Sense, das Gesicht mit den leeren Augenhöhlen und der fehlenden Nase erinnert an einen Totenschädel. Die Tätowierfarbe wurde in Form von Linien und Punkten in variierender Stärke in die Haut gestochen. An einigen Stellen verschwimmen sie zu beinahe komplett schwarzen Flächen. Die ungleichförmigen Schraffuren erinnern eher an die geätzten Linien einer Radierung, als an mit dem Grabstichel in die Kupferplatte eingeritzte Vertiefungen.