1502
AD
Dürers „Feldhase“ zählt zu seinen bekanntesten Tierdarstellungen.
Der vielbeschriebene Hase mit flauschigem Winterfell sitzt in ruhiger Haltung und hält die Ohren gespitzt. Fensterkreuze, die sich in den Augen des Tieres spiegeln, zogen Forschende gerne als Beleg dafür heran, dass der Künstler nach einem lebendigen Modell in seinem Atelier gearbeitet hatte, doch könnten diese ebenso ein Kunstkniff gewesen sein (hierzu Metzger 2014, S. 49). Monogramm und Datierung sollen zu erkennen geben, dass Dürer die Zeichnung vielmehr als eigenständiges Kunstwerk verstand, denn als Studie zur Erarbeitung von Proportionen (vgl. Koschatzky/ Strobl 1971, S. 166, Nr. 24).
Bereits als das Aquarell im 16. Jahrhundert noch in privaten Händen war, begannen Künstler es zu kopieren, wohl nicht zuletzt als Beleg der eigenen Fähigkeiten. Darüber hinaus hatten die Kopien, die oftmals mit Namenzeichen Dürers versehen wurden - manchmal in trügerischer Absicht, durchaus Kaufinteressenten (vgl. Mende 2002). Bis in die Moderne wurde der Hase so häufig kopiert und adaptiert, dass er heute eine Ikone der deutschen Kunst ist, rezipiert in allen Gattungen und Formen. Trotz dieser Erfolgsgeschichte führte erstaunlicherweise erst der Bamberger Sammler Joseph Heller das Blatt mit seiner ab 1827 erscheinenden Monographie in die Dürer-Forschung ein, dafür aber gleich doppelt. Er listet das „Häßlein“ in der Abschrift des Imhoff-Inventars von 1588 auf (Heller Dürer 1827 I, S. 82, Nr. 56) und ebenso unter den Stücken aus der Sammlung Alberts von Sachsen-Teschen, der Gründungssammlung der Wiener Albertina (Heller Dürer 1827 I, S. 117, Nr. 134), wohin die Zeichnung über Rudolf II. gelangte. Dabei beschrieb er sie folgendermaßen: „Dieses Stück ist etwas Ausserordentliches; es ist mit einer solchen Wahrheit dargestellt, nicht eine Wassermalerey, sondern ein lebendiges Geschöpf zu sehen, die Haare sind vorzüglich gemacht.“ (Heller Dürer 1827 I, S. 117, Nr. 134) Derartige Lobpreisungen gab es bereits früher. In der 1532 in lateinischer Sprache erschienenen Vorrede Joachim Camerarius‘ für Dürers Proportionslehre (Camerarius 1532), findet sich die Anekdote, dass Dürer in Venedig auf die Frage von Giovanni Bellini, mit welchem Pinsel er Haare so fein malen könne, im übertragenen Sinne die Antwort gab, er könne es mit jedem (vgl. hierzu: Metzger 2014, S. 52-53).
Die Zuschreibung an Dürer wurde seit Jaro Springer kaum mehr angezweifelt (vgl. Springer 1906, S. 555).
S. 5, Nr. 468
S. 555
S. 12, Nr. 49
S. 129, Nr. 1322
S. 166, Nr. 24
S. 594, 1502/2
S. 76, unter Nr. 159
S. 164