Tattoo Artist Thomas Budach stach das Motiv 2023 in Nürnberg für Stefan Schneider. Vorbild für die Tätowierung war Dürers um 1498 entstandener Kupferstich "Das Meerwunder" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 73, Nr. 21). Wie in der Vorlage ist das zentrale Bildmotiv des Tattoos die Entführung einer jungen, nackten Frau durch einen Wassermann. Der bärtige Triton mit dem behörnten Kopf hält sein Opfer mit einer Hand am Oberarm fest, mit der anderen trägt er einen Schildkrötenpanzer als Schild vor sich. Die Frau liegt seitlich auf dem Fischkörper des Meerwesens, die unverhüllte Figur dem Betrachter präsentierend. Den Kopf hat sie nach hinten zum Ufer des Gewässers gewendet, wo Badende und ein herbeieilender Wächter Zeuge ihres Raubs werden. Im Hintergrund sind die Umrisse einer Burg sowie einige Details der Landschaft wie Büsche und Wolken zu erkennen.
Die Übertragung des Kupferstichs ins Medium Tattoo erfolgte augenscheinlich selektiv: motivisch zwar am Vorbild orientierte, wurden einige Elemente der Darstellung allerdings neu arrangiert und die Proportionen verändert, sodass die Tätowierung den Schulterkonturen des Trägers folgt. Während der Großteil der Szene siuch spiegelbildlich zur Vorlage verhält, erscheint ein Detail des Tattoos seitenrichtig: rechts im Hintergrund ist eine Brücke vor einem Stadttor zu erkennen, die in Dürers Version direkt an die Burganlage angeschlossen ist. Das dichte, feingliedrige Liniengefüge des Kupferstichs wurde zudem deutlich vereinfacht. Umriss- und Binnenkonturen dominieren, vereinzelt modellieren bündelartig gestochene Parallelschraffen etwa die Wellen des Wassers oder die Körper der Figuren.