Der Engelkampf, 124833

Titel
Der Engelkampf
Vorschaubild
Inhaltliche Entstehung
Rolle
Inventor
Datierung
um 1496/ 1498
Ausführung
Datierung
2017-2023
Ort
Bern
Technik
Tätowierung
Bezeichnung
Anbringungsort
unten mittig
Bezeichnungstyp
Monogramm
Transkription

AD

Beschreibung
mit Tätowierfarbe unter die Haut gestochen
Kommentar

Tattoo Artist Sinchi Liendo stach das Motiv 2017 bis 2023 in Bern. Vorbild für die den ganzen Rücken des Trägers einnehmende und sich auf der Brust fortsetzende Tätowierung waren verschiedene Szenen aus Dürers 1498 veröffentlichter Holzschnittfolge der Apokalypse, die der Tattoo Artist zu einer neuen Komposition zusammenfügte. Das zentrale Motiv des Rückenstücks, das sich von der Taille aufwärts bis unterhalb der Schulterblätter des Trägers zieht, ist "Der Engelkampf" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 87, Nr. 119): vier mit Schwertern bewaffnete Engel erschlagen ein Drittel der Menschheit. Dem selben Holzschnitt sind die Reiter auf den vierbeinigen Wesen mit den Löwenköpfen direkt über der Kampfszene sowie der Altar am Nacken des Trägers entnommen. Ein weiterer Reiter, gefolgt von einer Menschenmenge, stürmt von links heran – ein Detail, das sich in der Darstellung "Das babylonische Weib" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 101, Nr. 125) wiederfindet. Der flammende Sternenregen, der von rechts auf die Figuren herabstürzt, nimmt Bezug zur "Eröffung des fünften und sechsten Siegels" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 79, Nr. 116). Unten, im Lendenbereich des Trägers, kämpfen "Die apokalyptischen Reiter" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 76, Nr. 115) gegen das siebenköpfige Ungeheuer, das in dieser Form in der Episode "Das Tier mit den Lammhörnern" (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 96, Nr. 123) begegnet. Das Monogramm AD unten mittig verweist auf den geistigen Schöpfer der Bildideen.
Die verschiedenen Elemente der Darstellung umgibt ein Wolkenband, das vergleichbar in mehreren Szenen von Dürers Apokalypse erscheint – etwa um irdische und himmlische Sphären zu trennen. In der Tätowierung fungiert es weniger als Unterteilung, sondern verbindet die Einzelmotive, die jeweils für sich stehen und kaum miteinander interagieren, zu einer Gesamtkomposition. Während die figürlichen Bestandteile stilistisch an der Technik des Holzschnitts angelehnt sind und etwa durch den Einsatz von Parallel- und Kreuzschraffur das druckgraphische Medium imitieren, setzen sich die Wolken nur aus Umrisslinien und hellgrauen Schattierungen zusammen, die eher an eine dünne Lavierung und damit an eine Pinselarbeit erinnern. Das Tattoo vereint folglich nicht nur verschiedene vorbildgebende Werke Dürers, sondern spielt auch mit verschiedenen technischen Möglichkeiten der Tätowierkunst.

Autor*in
Datum
17.06.2024
Bearbeitung
Erfassung
Datum
17.06.2024