Das Aquarell zeigt die Ansicht der Nürnberger Burg von Norden, links beginnend mit dem hoch aufragenden Luginsland. Direkt im Bildvordergrund verläuft ein Zaun mit hölzernem Tor. Zwischen diesem und der Burganlage erstreckt sich eine nur schemenhaft ausgeführte, bewaldete Grünfläche statt der zu erwartenden bewirtschafteten Parzellen der "Gärten hinter der Veste". Das Augenmerk des Zeichners lag stattdessen auf der detaillierten Wiedergabe der Festungsarchitektur.
Der bauliche Zustand der Burg ist auch Anhaltspunkt für eine mögliche Datierung des nicht weiter bezeichneten Blatts: bereits Ernst Mummenhoff wies darauf hin, dass der Mauerabschnitt mit dem hervorstehenden Rondell vor dem Fünfeckturm – im Aquarell mittig zu erkennen – laut einer Inschrift am Mauerwerk 1536 fertiggestellt wurde und dagegen der 1538 begonnen Bau der nordwestlichen Bastion noch nicht in der Zeichnung festgehalten sei (vgl. Mummenhoff 1895, S. 4). Ausgehend von Fritz Zinks Urteil, Mummenhoff habe den Bauzustand zu spät angesetzt (vgl. Zink 1968, S. 136), wurden eine frühere Entstehung des Blattes in Erwägung gezogen bis hin zu 1494 (vgl. Herrmann-Fiore 2003, S. 37). Die Abkehr von dieser Datierung in die 1530er Jahre veranlasste Matthias Mende dazu, die zuvor als Werk eines anonymen Nürnberger Künstlers bewertete Arbeit für Dürer zur Diskussion zu stellen (vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 2000, S. 166). Die Baugeschichte der Burg erneut anmahnend wies zuletzt Ulrich Großmann den Zuschreibungsversuch ab (vgl. Großmann 20112, S. 232).
S. 166, Kat.-Nr. 2
S. 37