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um ein pfund
Die zart aquarellierte Federzeichnung ist seit 1894 im Berliner Kupferstichkabinett.
Dürer zeigt die Verkündigungsszene in einem Innenraum, der vorder- und rückseitig durch Rundbogen geöffnet ist. Der Erzengel Gabriel nähert sich mit dynamischem Schritt Maria, die an einem durch einen Baldachin akzentuierten Gebetpult sitzt. Mit gesenktem Kopf und vor der Brust überkreuzten Armen hört sie die Botschaft des Gottgesandten: Sie werde ein Kind gebären, einen Heiland für die ganze Welt, und ihm den Namen Jesus geben. Über ihrem Haupt schwebt umgeben von einem Strahlenkranz der heilige Geist in Form einer Taube. Durch die Raumkomposition erhaschen die Betrachter:innen sowohl einen Blick auf das Geschehen als auch einen Ausblick auf die dahinterliegende Landschaft.
Dürer zog die Konstruktionslinien mit einem Zirkel (vgl. Winkler II, S. 20). Die Konstruktion der Architektur war dem Künstler wohl vordergründig (vgl. Flechsig II, S. 354). Spiegelverkehrt findet sich die gesamte Komposition in der Verkündigungsszene von Dürers 20-teiligem Marienleben wieder, das erstmals 1511 mit lateinischen Texten des Benedictus Chelidonius in Nürnberg erschien, wobei darüber hinaus die Funktion der Zeichnung als Gemäldeentwurf in Betracht gezogen wurde (vgl. Ausst.-Kat. Berlin 2023, S. 256, Kat.-Nr. 102). Auf der Rückseite des Berliner Blattes sind die Hauptkonturen mit Kohle nachgezogen.
S. 35, Nr. 442
S. 692, 1503/20
Nr. 37
S. 243, unter Nr. 173